Wer gerne mit dem Wohnmobil autark ohne Landstrom stehen möchte, der wird irgendwann unweigerlich vor der Frage stehen: „Reicht mein System für Autarkie aus? Was muss ich verändern, um wirklich autark zu sein?“
Diese Frage stellte sich mir vor einigen Monaten ebenfalls. Zuletzt sogar mitten im Urlaub, als uns auf einem Campingplatz in Kroatien das Gas ausging und wir unseren Herd nicht verwenden konnten. Und der Boiler für Warmwasser ebenfalls nicht mehr zur Verfügung stand.
Was wäre die Lösung?
Umstieg auf Strom
Wenn wir auf einem Stell- oder Campingplatz stehen, so schauen wir direkt bei der Ankunft, dass unser Wohnmobil an Landstrom angeschlossen werden kann. Der Kühlschrank läuft dann über 230v und der MaxxFan bei warmen bis heißen Tagen wird dann über den 12v Kreislauf versorgt.
Haben wir allerdings einen Stellplatz erwischt, der keinen Landstrom anbietet, dann müssen wir natürlich unsere Gasflasche öffnen. Die 11,3KG Flaschen halten bei uns in der Regel 2 bis 3 Urlaube durch. Danach müssen neue her.
Nun aber, seitdem unsere Tochter auf der Welt ist, müssen wir natürlich häufiger den Gasherd verwenden. Schließlich braucht man heißes Wasser für die Milchflasche. Und das regelmäßig.
Unser letzter Urlaub im Sommer hat uns gezeigt, wie unangenehm die Rückreise werden kann, wenn man auf einmal mit einer leeren Gasflasche im Ausland steht.
Kauft man eine Flasche vor Ort, so kann es vorkommen, dass die dann einen anderen Schraubverschluss hat und man einen Adapter benötigt. Den man natürlich auch nicht dabei hat. Warum sollte man auch vorher daran gedacht haben, einen passenden zu kaufen?
Was könnte man also tun?
Man könnte komplett auf Strom umsteigen!
Aber wäre das wirklich so einfach?
Unsere bisherige Ausstattung
Wir fahren einen leicht in die Jahre gekommenen Chausson Best of 04 mit Erstzulassung von 2014.
Dieses Fahrzeug besitzt neben einem Absorber-Kühlschrank auch einen Warmwasserboiler von Truma, welcher über Gas versorgt wird.
Während wir den Kühlschrank auf dem Campingplatz mit Landstrom betreiben können, müssen wir für warmes Wasser und den Herd Gas verwenden.
Die Stromanlage wird über den Laderegler CBE 516 und das DS300-TR realisiert. Darüber läuft dann die ganze Stromverteilung.
Und die beiden Solarzellen auf dem Dach mit einer gesamt Leistung von 150Wp wurden über den MPPT 150 von Büttner mit der Batterie verbunden.
Eine Zeitlang reichte diese Standardkonfiguration aus.
Bis mir vor der zweiten Reise nach Portugal, noch mitten in Deutschland auf einem Stellplatz die alte Bleibatterie den Geist aufgab und wir mitten in der Nacht ohne Heizung, ohne warmes Wasser und ohne Strom da standen.
Seitdem hatte das schwere Monstrum aus Blei einen Knacks. Eine Tiefentladung ist absolut tödlich für Batterien aus Blei.
Und das merkte ich auch in den folgenden Monaten. Vor allem im Herbst, als ich mal mit dem Wohnmobil auf dem Parkplatz eines Krankenhauses stehen musste, weil ich viele Dienste in der Anästhesie ableisten musste.
Die halbe Nacht bei leichten Minusgraden zu verbringen – ich kann mir Besseres vorstellen.
Um das Problem mit dem toten Akku zu lösen, musste also eine Lithium-Batterie her.
Ich schaute mir mehrere Angebote auf Amazon.de an und verglich mehrere Produkte. Unter anderem die Varianten von Bulltron und Liontron.
Am Ende entschied ich mich für die 105Ah Variante von Bulltron. Diese sitzt nun unter dem Beifahrersitz. Und sie läuft, und läuft und läuft.
Der Zukunftsplan – Abkehr von Gas
Die wohl günstigste Anschaffung auf meiner Inventarliste, wird wohl der Warmwasserboiler von Truma sein, der mit 230v betrieben werden kann. Dazu kann man entweder Landstrom verwenden, oder den Wechselrichter mit integrierter Netzvorrangschaltung.
Dieses Kombigerät von Victron vereint einen Wechselrichter mit einer echten Sinus-Kurve mit einem 230v Ladegerät und verfügt über eine Netzvorrangschaltung, welche innerhalb von 20ms von Landstrom auf Batteriebetrieb umschalten kann. Zusammen mit einer leistungsfähigen Batterie kann man dieses Gerät auch als UPS betreiben.
Wenn der Wechselrichter eingebaut ist, kann der Absorber-Kühlschrank unabhängig vom Landstrom betrieben werden.
Zusätzlich werden noch 2x220Wp Solarmodule auf dem Dach des Wohnmobils installiert.
Dazu können noch 3x125Wp flexible Solarmodule auf den Seitenwänden angebracht werden.
Dadurch kommen wir auf eine Gesamtleistung von 815Wp mit den neuen Modulen und 150Wp mit den bereits vorhandenen. Insgesamt sind es dann 965Wp – also fast ein Kilowatt Peak.
Um die Leistung von den Solarmodulen vernünftig in Strom umzusetzen, werden mehrere Victron SmartSolar Regler installiert. Es sollen zumindest zwo SmartSolar 100/30 werden, welche jeweils eine Solarleistung von 440Wp verarbeiten.
Um Mahlzeiten und Essen im Wohnmobil weiterhin zubereiten zu können, wird ein Induktionskochfeld verwendet. Dabei werde ich ein Kochfeld mit 2 Platten verwenden. Mit jeweils 1800W pro Platte. Oder eins, welches weniger Leistung benötigt. Damit können wir trotzdem autark im Wohnmobil kochen, wenn das Wetter mal nicht mitspielen sollte.
Autark trotz Schlechtwetter ohne Landstrom?
Sollte über mehrere Tage wirklich schlechtes Wetter herrschen, dann sollte man natürlich vorgesorgt haben. Und zwar mittels einer oder mehrerer Batterien im Wohnmobil. Zur Not, wenn die Akkus langsam leer werden, kann man auch das Fahrzeug etwas laufen lassen, damit die Lichtmaschine die benötigte Energie liefert, wenn man keine Möglichkeit für Landstrom hat und irgendwo autark steht.
Dazu kann man auch einen Ladebooster von Victron einbauen, der die benötigte Energie von der LiMa abgreift und diese dann der Batterie zur Verfügung stellt.
Bei den neuen Euro 6 LiMas, oder den „intelligenten“ Lichtmaschinen, ist dies sogar teilweise notwendig!
An besseren Tagen mit etwas Sonne, wird der Akku oder die Akkus schnell wieder aufgeladen.
Mit meinem bisher verbauten SmartSolar 75/15 schaffe ich laut Home Assistant zeitweise bis zu 10Ah. Wenn die Sonne 4h scheint, dann habe ich bei guter Ausrichtung bis zu 40Ah und damit füllt sich meine Bulltron 105Ah recht zügig.
Und dieses Ergebnis erreiche ich bisher nur mit einer Solaranlage mit 150Wp!
Warum ausgerechnet Geräte von Victron?
Dadurch, dass die Geräte von Victron über Bluetooth miteinander verbunden werden können, lassen sie sich sehr gut in ein eigenes Eco-System einbinden und anschließend in SmartHome-Systeme wie zum Beispiel Home Assistant integrieren.
Ich selbst habe dies bereits mit dem Solarladeregler Victron SmartSolar 75/15 umgesetzt und die Bilder zur Veranschaulichung hochgeladen.
Schaut man sich nun den Verlauf an, so sieht man, dass ich an sonnigen Tagen genug Strom mit den „kleinen“ Solarzellen generiere, um den eigenen Verbrauch des Home Assistant komplett decken zu können. Diese Leistung reicht sogar aus, um den MaxxFan im Sommer laufen zu lassen, damit unsere Hunde dann auch im Fahrzeug verbleiben können, wenn wir mal unterwegs sind.
Fazit
Mit guter Planung, passendem Equipment und vernünftiger Umsetzung, kann fast jedes Wohnmobil wirklich autark werden. Die benötigte Arbeitsleistung darf natürlich nicht unterschätzt werden. So hat mich der Einbau des kleinenVictron Solarladereglers mit Integration in Home Assistant einen halben Vormittag gekostet. Aber das Ergebnis kann sich in meinen Augen auch schon sehen lassen.
Eventuell werde ich statt einer fertigen Wohnmobilbatterie auf Lithium-Basis eine DIY Lithium-Batterie einbauen. Aber mit dem Thema werde ich mich eh noch etwas vertiefender beschäftigen.
In diesem Sinne:
Allzeit gute Fahrt!
Letzte Aktualisierung am 12.09.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API