Alles über die Belabox: Sorgenfreies IRL-Streaming erleben
Mit der Belabox geht IRL-Streaming für jeden. Kostenlose Software & kompatible Hardware für portable Streaming-Erlebnisse!
Ich betreibe mein Hobby -Streaming- schon seit einiger Zeit. Anfangs erst am PC, später dann auch mobil mit dem Handy, wenn ich draußen mit dem ATV unterwegs war.
Das sogenannte „In Real Life Streaming“, abgekürzt IRL-Streaming, machte mir am meisten Spaß. Allerdings wurde mir das Handy am Helm irgendwann doch zu schwer.
So musste eine andere Lösung her!
Über Wochen und Monate habe ich nach der benötigten Hardware recherchiert.
Fand ich etwas Interessantes, so musste ich es auch wieder verwerfen, weil die Hardware-Kosten zu hoch waren.
Bis ich dann auf ein Projekt eines Hobby-Entwicklers stieß: Die Belabox!
Doch was ist eigentlich eine Belabox genau?
Der Encoder Belabox
Die Belabox ist eine Sammlung von kostenloser Software, die auf Ubuntu – Linux basiert und mit der passenden Hardware als Unterbau zu einem Streaming-Encoder wird.
Der Hobby-Programmierer, der die Belabox entwickelte, nutzte einen speziellen Einplatinencomputer von Nvidia, welcher primär eigentlich für maschinelles Lernen und Programmierung von Robotern gedacht war.
Weil dieser Mini-Computer über eine Maxwell GPU verfügt, eignet sich das Board ideal dazu, Video-Daten mit dem Encoder h.265, bekannt auch als HEVC, zu verarbeiten.
Dieser Codec liefert gleichbleibende Videoqualität bei bis zu 50% Kompression des ursprünglichen Videomaterials!
Für IRL-Streaming, wo man oft mit geringer Bandbreite oder gar Funklöchern unterwegs ist, ist die Verwendung eines solchen Codecs natürlich eine reine Goldgrube! Vor allem dann, wenn der Einplatinencomputer dank GPU auch hardwarebeschleunigtes Encodieren anbietet!
Ein weiteres Merkmal, bei der Belabox als Streaming-Encoder heraussticht, ist die Verwendung des Übertragung-Protokolls SRT.
Das Protokoll reduziert die benötigte Bandbreite um weitere 1ß-20%. Zusätzlich ist die Übertragung verschlüsselt und kann nicht so einfach abgegriffen werden.
Kommt es zu einem Übertragungsfehler, so wird die Ausfalllösung genutzt, da einzelne Pakete des Streams zusätzlich versendet werden.
Theoretisch bietet die Belabox einige interessante Vorteile mit sich, welche sie klar zum Favoriten für IRL-Streaming macht.
Sie hat allerdings auch gewisse Nachteile, auf die ich später noch eingehen möchte.
Varianten der Belabox
Wie ich vorhin beschrieben habe, entwickelte der Erschaffer der Belabox seine Software für ein spezielles Board von NVidia.
Mittlerweile gibt es bereits 3 verschiedene Versionen der Belabox, die auf unterschiedlicher Hardware als Unterbau basieren.
Hier möchte ich sie mal kurz vorstellen:
Jetson Nano 2 GB
Die Belabox auf Basis der Jetson Nano 2 GB verfügt, wie auf dem Bild zu sehen, über einen Netzwerkanschluss, 3 USB Ports, von denen 1x USB 3.0 und 2x USB 2.0 existiert und einen HDMI Ausgang. Der USB-C-Anschluss dient der Stromversorgung via Powerbank.
Wer aufmerksam ist, dem fällt auf, dass kein Video-Eingang existiert.
Wie möchte man also das Video-Signal einspeisen?
Dazu benötigt man zusätzliche Hardware.
Der Entwickler empfiehlt, eine Camlink 4k Pro des Herstellers Elgato zu verwenden, da diese am Besten von der Belabox unterstützt wird. Durch den integrierten Decoder wird die Hauptlast der Verarbeitung des Video-Materials bereits von der Camlink übernommen und spart so wertvolle Ressourcen des kleinen Computers.
Eingesteckt wird die Capture-Card in den einzigen USB 3.0 Anschluss des Computers.
Um zu streamen, muss die Jetson Nano 2 GB noch mit einem Modem verbunden werden, welches die Daten dann ins Internet sendet. Dabei kann man entweder den Netzwerkanschluss nutzen, oder ein zusätzliches WiFi-Modul nutzen, welches erworben werden muss.
Dank der Camlink 4k Pro, kann diese Belabox auch Streams in 4k60p streamen! Zum Beispiel auf YouTube. Twitch.tv unterstützt diese Auflösung leider nicht.
Belabox Bee
Die Belabox Bee ist eine Eigenkreation des Entwicklers und basiert ebenfalls auf der Jetson Nano 4 GB. Sie verwendet ein Custom-Board, welches über einen integrierten HDMI Eingang verfügt, sodass der Kauf einer Camlink 4k Pro entfällt. Der Rest der Hardware-Ausstattung ist identisch mit der Jetson Nano 4 GB Version.
Allerdings verfügt diese Version der Belabox nicht über die Möglichkeit in 4k zu streamen, da der Entwickler auf die Limitierung der Hardware Rücksicht nehmen musste. Dadurch sind leider nur 1080p60 möglich -also nur FullHD!
Des Weiteren fehlt bei der Bee ein USB-C Anschluss zur Stromversorgung. Statt dessen gibt es einen gewohnten Netzteil-Stecker, wofür man wieder gesondert Adapter-Kabel benötigt. USB auf Barrel-Jack existieren zwar, aber nicht alle unterstützen dann das Betreiben des Encoders. Jeder Kauf wird somit zu einem Roulette-Spiel: Entweder es funktioniert, oder man hat Pech gehabt.
Auch ein WiFi-Modul ist hier nicht vorhanden. Sodass man hier wieder eins zusätzlich anschaffen müsste.
Orange Pi 5 Plus
Die neuste Version der Belabox unterstützt auch den Einplatinencomputer, welcher auf dem Rockchip RK3588 basiert.
Dieses Board zeichnet sich dadurch aus, dass es bereits über einen eMMC-Slot, einen HDMI Eingang und zwei Ausgänge verfügt. Zusätzlich existiert ein NVME PCIe 4x Slot, welcher mit einer SSD bestückt werden kann. Die Verwendung einer SD-Karte ist dank des verfügbaren Slots möglich, aber nicht nötig, da man das Betriebssystem auch direkt auf der SSD aufspielen kann.
Der Preis des Orange Pi 5 Plus entspricht zwar der Jetson Nano 2 GB und ist damit nicht gerade günstig, aber man benötigt keine zusätzliche Hardware, wie zum Beispiel eine Capture Card. Wodurch sich die gesamten Kosten im Endeffekt reduzieren.
Durch den Wegfall zusätzlicher Hardware reduziert sich der Verbrauch an Strom, sodass der Orange Pi 5 Plus auch zum Streaming im Wohnmobil oder Caravan bestens eignet!
Pro & Contra Belabox
Während für die Verwendung der Belabox solche Vorteile sprechen, wie zum Beispiel der geringere Bandbreitenbedarf an das Funknetz, geringe Anschaffungskosten, niedriger Stromverbrauch und kostenlosem Betriebssystem da Open Source, gibt es aber auch eklatante Nachteile, die nicht verschwiegen werden dürfen!
Zwar ist das Betriebssystem der Belabox kostenlos und öffentlich nachlesbar, sprich: Der Quellcode kann auf Github nachgelesen und somit auch nachgebaut werden, aber die Verwendung der Software ist nicht frei von Kosten!
Der Entwickler verschweigt nämlich, dass er seine Streaming-Lösung in einem versuchten geschlossenem ökonomischen System betreibt!
Wer die Software nun auf seinem gekauften Einplatinencomputer betreiben möchte, der wird feststellen, dass er keinen Link des Videostreams an seine Streaming-Software auf dem PC senden kann und somit den Stream auch nicht in OBS einbinden kann.
Das liegt daran, dass der Entwickler die Funktionen der Belabox hinter einem eigenen Server versteckt, den er Belabox-Cloud nennt. Der Zugriff auf den Videostream des Encoders ist nicht möglich, da der Stream in mehrere Pakete aufgeteilt und anschließend an den Server des Entwicklers geschickt wird. Dort wird er wieder zusammengesetzt und der Server erstellt daraus den Streaming-Link, welcher dann wieder in OBS eingepflegt werden kann.
Der Sinn des Ganzen?
Durch das Aufteilen des Signals in einzelne Pakete, können diese über mehrere Modems abgestrahlt werden. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Stream ohne Unterbrechungen durch Funklöcher läuft. Nutzt man nun mehrere Internet-Sticks, so wird deren geringe Bandbreite optimal verwendet.
Allerdings kostet dieser „Service“, da er über den Server des Entwicklers läuft, 10$ im Monat.
Dieses Paket beinhaltet auch die Belabox-Remote: Eine Webseite, die mit der eigenen Belabox verbunden ist und von überall auf der Welt den Zugriff auf die Box ermöglicht. Zum Beispiel zum verändern der Einstellungen des Encoders oder zum Starten und Beenden des Streams.
Der Zugriff auf die Remote kostet alleine 5$ im Monat.
In meinen Augen ist ein solches Geschäftsgebaren niederträchtig. Nicht nur, dass dem Nutzer vorgegaukelt wird, dass die Nutzung der Belabox gratis ist, sondern weil es auch den Sinn von OpenSource Software unterminiert!
Abgesehen davon, dass der Entwickler sich weigert, sinnvolle Features und Requests zu implementieren, sofern sie seine Einnahme-Möglichkeiten einschränken.
Der Entwickler entwickelt eine Lösung für Streamer, kreiert zugleich ein neues Problem und bietet für das neue Problem eine eigene Lösung an.
Kann ich die Belabox kostenlos nutzen?
Glücklicherweise, Ja!
Im Internet existieren genug Menschen, denen das Verhalten des Entwicklers sauer aufgestoßen ist. Und diese entwickelten auch eigene Lösungen, sodass man die Belabox letzten Endes doch kostenfrei nutzen kann!
Ich verlinke dazu ein Tutorial, dass ich auf YouTube gefunden selbst genutzt habe, um meinen eigenen kostenlosen Server zu erstellen und diesen mit der Belabox zu verbinden.
Zum Betreiben eines eigenen SRTLA-Servers benötigt man lediglich eine Kreditkarte zur Registrierung, etwas Geduld und folgende Anleitung des Streamers Akinos_01!
Fazit
Die Belabox als Encoder ist schon eine tolle Sache. Ignoriert man die Lösungen des Entwicklers und befolgt das Tutorial, kann man auch wirklich Kosten beim Streaming sparen. Schließlich ist es auch ein teures Hobby!
Ich wünsche Euch allen ein schönes Erlebnis und tolle Streams!
Letzte Aktualisierung am 9.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API